Spiritus_Rex_Perfection_in_Spirituosen_Deutschland_Stählemühle

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Da es schöner nicht erzählt werden kann lasse ich die Worte des Mesiters, Matthias Sievert, stehen.

Liebe Freunde edler Destillate,

liebe Freunde der Stählemühle,

Manchmal muss man einfach tun, was das Herz einem sagt. Manchmal muss man dafür alles, was man vorher getan hat, in Frage stellen und einen ganz anderen Weg gehen als den, den man eigentlich für sich geplant hat.

Bei mir war dieser neue Weg das Destillieren und Brennen von Schnäpsen, das mich mehr und mehr faszinierte und schließlich dieses Projekt hervorbrachte.

So richtig ernst wurde es vor etwa zehn Jahren, als ich angefangen habe, mich zunächst mit der Theorie über die Destillation von Obst auseinanderzusetzen. Damals habe ich alles darüber gelesen, jedes Buch, das ich bekommen konnte und das auch nur ansatzweise mit Destillation zu tun hatte. 2010 habe ich dann zum ersten Mal wirklich eingemaischt und gebrannt. Eine Initialzündung, die das Feuer endgültig entfacht hat. Viele Versuche folgten, einige mehr, andere weniger erfolgreich. Bis die Ergebnisse allmählich besser und schließlich zu richtig guten Bränden und Schnäpsen wurden.

Und mit der Begeisterung für die Technik der Obstvergärung und Destillation wuchs auch die Liebe für die Natur. Denn: Schnapsbrennen fängt nicht erst mit dem Brennprozess an, sondern schon viel früher. Obstbäume müssen im Herbst geschnitten werden, Blüten im Frühjahr selektiert und reduziert, der ideale Erntezeitpunkt muss gefunden werden und überhaupt die geeignetsten Sorten und Arten, das Terroir ausgewählt werden. Dieser bewusste Umgang mit der Natur durch das ganze Jahr hindurch ist für mich mehr als befriedigend.

Ich weiß endlich, dass auch eine krumme und schiefe Birne oder ein verschorfter Apfel noch super schmecken kann. Und ich habe jetzt einen ganz anderen, viel respektvolleren Blick auf einen Obstbaum, den ich sehr gern an meine Kinder weitergebe.

Nun würde ich nicht unbedingt davon sprechen, dass etwa Birnen „Gefühle“ hätten oder Himbeeren „Lebewesen“ seien oder so etwas. Ich würde auch nicht behaupten, sie hätten so etwas wie eine „Seele“. Zumindest haben sie das nicht, bevor wir sie unter unsere väterlichen Fittiche nehmen. Denn genau das ist es, was wir tun: Wir hauchen Früchten Seele ein. So entstehen Schnäpse, die so unverwechselbar sind wie der Mensch, der sie genießt.

Zu diesem Weg und dieser Lebensart inspiriert hat mich ein Großmeister unserer Zunft. Ich hatte 2011 das große Glück, Christoph Keller kennenzulernen, der mit seiner Brennerei „Stählemühle“ damals schon eine Legende war und heute allgemein als der "Urvater der modernen Destillation" gilt. Alle Neuerungen und Stilistiken, die wir heute im so genannten Craft-Spirit-Sektor beobachten, gehen auf ihn zurück. Nicht nur mit seinem Gin „Monkey 47“, sondern auch mit seiner völlig neuen Herangehensweise an Obstbrände und Kräuterdestillate, die heute als Meilensteine gelten und zu Höchstpreisen auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden, hat Keller Maßstäbe gesetzt, die eine ganze Generation von jüngeren Destillateuren geprägt haben.

Wir wurden Freunde und Christoph hat mich nachhaltig inspiriert. Als Mensch, Mentor und Ideengeber. Wir sind uns ähnlich in unserer grundsätzlichen Neugier, in einer Art Besessenheit für die optimale Methode, in einem schlecht zu verhehlenden Perfektionismus, wenn es um Reinheit, Typizität und den Charakter von Bränden geht. Und er setzte mir einen Floh ins Ohr, der mich heute jeden Tag aufs Neue motiviert: Als er 2017 die Fachwelt schockierte, dass er seine Brennerei schließen und sich neuen Projekten zuwenden würde, wünschte er sich, dass ausgerechnet ich seine Arbeit, seine Methoden, seine Rezepturen fortführen würde — neu interpretiert, in neuem Gewand, mit neuem Schwung. „Wenn einer versteht, was wir hier mit der Stählemühle machen, wie wir mit der Natur und ihren Inhaltsstoffen umgehen, spielen, experimentieren, dann ist das der Brennerkollege Matthias Sievert aus dem holsteinischen Bad Malente. Er hat das Gespür für Obst und Aromen. Er ist derjenige, dem ich eine Weiterführung unserer Produkte zutraue – ausgerechnet ein Norddeutscher!“, bekundete er damals in einem Branchenblatt.

Keller versprach mir seine Unterstützung und Hilfestellung, stellte mir seine einzigartige Flaschenform zur Verfügung, die er 2011 mit dem bekannten Produktdesigner Prof. Mark Braun aus Berlin entwickelte. Er teilte geduldig sein Wissen um die Auswahl, Behandlung, Vergärung und Destillation von Obst und anderen Botanicals. Dennoch benötigte ich eine gewisse Bedenkzeit, um mit dieser Idee warm zu werden, wollte ich doch eigentlich nur sehr guten Schnaps für mich und meine Freunde herstellen und mich keinerlei unternehmerischen Zwängen unterwerfen. Im Laufe dieses Denkprozesses wurde dann auch schnell klar, dass sofort diverse Nachahmer versuchten, in eine Lücke einzuparken, die Keller mit dem Stop seines Projektes gerissen hatte. Es standen mehrere Interessenten bei Christoph an, um seine Geschichte nebst Produkten zu übernehmen, doch keiner überzeugte wirklich. Die Fülle an gestalterischen Ergüssen war hoch, aber an qualitativen Destillaten mangelte es. In kürzester Zeit wurden mit viel Geld aber ohne Know-how unzählige so genannte „Craft-Spirits“-Destillen im Stile der Stählemühle aus dem Boden gestampft, einige sogar offensichtlich schamlos plagiativ. Produkte der Stählemühle wurden eins-zu-eins kopiert, bis hin zu geraubten Gestaltungselementen und textlichen Entsprechungen.

Dabei wurde häufig vergessen, dass es sich bei der Obstbrennerei um ein echtes Handwerk handelt, das ein großes Maß Erfahrung und Zeit, sowie Fleiß, Sorgfalt und Einsatzwillen fordert und nicht nur einen Apfelcomputer mit Designpaket.

Bei mir dauerte es deshalb mehr als ein gutes Jahr und viele weitere Fachsimpeleien mit Christoph, bis ich mich für dieses Wagnis einer eigenen, professionellen Brennerei entschied. Meine Frau, meine Kinder tragen diese Entscheidung mit und darüber bin ich sehr froh.

So lebt jetzt ein Teil der Stählemühle bei mir weiter. Die tolle sechseckige Flasche, eine Handvoll Original-Stählemühle-Rezepte und ein großer Teil von Christophs Wissen.

Und jetzt ist es endlich so weit: wir gehen an den Start!

Mit einem sehr, sehr kleinen, aber sehr, sehr feinem Sortiment wollen wir alle Menschen so von unseren Schnäpsen, der gebannten Natur in der Flasche, begeistern wie uns selbst.

Klein deshalb, weil wir eben nicht gleich tonnenweise Obst einmaischen. Sondern nur so viel, wie unsere zwei Streuobstwiesen mit unseren 250 Bäumen eben hergeben (oder wenn wir ein paar Steigen besonders toller Früchte erwerben konnten).

Fein deshalb, weil wir uns bedingungslos der Qualität verschrieben haben. Und das geht nur, wenn wir schon bei unseren Rohstoffen absolut keine Kompromisse machen.

Ich freue mich und bin sehr, sehr stolz darauf, Ihnen unser Sortiment vorstellen zu können.

Herzlichst,

Matthias Sievert

Rachut, November 2019

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